Sein Werk dient den Menschen bis heute
Die Gemeinde Jedwabno und die Kreisgemeinschaft Neidenburg aus Deutschland ehrten das Andenken an Dr. Ottmar Kohler, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Einwohner von Jedwabno und den umliegenden Dörfern behandelte.
Dr. Kohler initiierte den Bau eines Krankenhauses in Jedwabno, des heutigen Gesundheitszentrums. Nach 1900 beschloss der Kreis Neidenburg, einen auf Augenheilkunde spezialisierten Arzt einzustellen, um eine gefährliche Augenkrankheit zu bekämpfen, die unter Schülern weit verbreitet war: Granulose. Die Wahl fiel auf Dr. Ottmar Kohler. Er stammte aus Bayern, studierte Medizin in München und absolvierte sein Praktikum in einem Krankenhaus in Ostpreußen. Kohler nahm die Stelle im Kreis Neidenburg an und eröffnete darüber hinaus eine private Arztpraxis in Jedwabno. Er wohnte und praktizierte in einem Gebäude gegenüber der evangelischen Kirche, das bis heute existiert. Dr. Kohler war bei den Einwohnern der Umgebung sehr beliebt. Er war ein ausgezeichneter Arzt und hatte darüber hinaus eine außergewöhnlich menschliche Haltung gegenüber seinen Patienten.

Foto: Gemeinde Jedwabno
Arzt aus Berufung und Erbauer eines Krankenhauses
Dank Kohlers Bemühungen wurde 1906 in Jedwabno eine Apotheke eröffnet. Er nutzte seine Position und setzte sich beim damaligen Landrat von Neidenburg, Dr. Bansi, für den Bau eines Krankenhauses in Jedwabno ein. Seine Bemühungen waren erfolgreich: Das Krankenhaus entstand in den Jahren 1908–1909 an der Kreuzung der Landstraßen Willenberg–Passenheim und Ortelsburg–Neidenburg. Das Grundstück für den Bau stellte die evangelische Gemeinde zur Verfügung. Die feierliche Einweihung fand im Februar 1910 statt. Das Krankenhaus verfügte über 17 Betten, eine Isolierstation und eine Desinfektionsanlage.
Dr. Kohler erlebte die Eröffnung seiner Einrichtung jedoch nicht mehr. Er starb plötzlich am 4. Januar 1908 an einem Herzinfarkt, im Alter von nur 50 Jahren. Er wurde auf dem örtlichen evangelischen Friedhof beigesetzt, sein Grab ist bis heute erhalten.
Gemeinsame Erinnerung von Polen und Deutschen
Die Gedenkfeier am 18. Juli begann auf dem evangelischen Friedhof am Grab von Dr. Kohler, wo Pastor Witold Twardzik und Pfarrer Roman Lompa gemeinsam mit Einwohnern und Delegationen für den verstorbenen Arzt und für den Frieden zwischen den Völkern beteten. Der Gemeindevorsteher von Jedwabno, Sławomir Ambroziak, würdigte die Persönlichkeit des Arztes.
Anschließend legten der Vorsitzende Ulrich Pokraka, seine Stellvertreterin Ute Kondritz und der Gemeindevorsteher Sławomir Ambroziak im Namen der Gemeinde Jedwabno Blumen in den Nationalfarben Deutschlands und Polens auf dem Grab des Arztes nieder.
Die Feier begann auf dem evangelischen Friedhof am Grab von Dr. Kohler. Pastor Witold Twardzik und Pfarrer Roman Lompa sprachen gemeinsam mit Einwohnern und Delegationen Gebete für den verstorbenen Arzt und für den Frieden zwischen den Völkern.
Die Feierlichkeiten wurden anschließend beim Gesundheitszentrum fortgesetzt, wo die renovierte Fassade und eine Tafel mit der Geschichte des Gebäudes feierlich enthüllt und geweiht wurden.
Die Gemeinde Jedwabno gehörte einst zum Kreis Neidenburg. An der Spitze der Kreisgemeinschaft steht derzeit Ulrich Pokraka. Seine familiären Wurzeln reichen bis nach Dembowitz, einem heute nicht mehr existierenden Dorf in der Gemeinde Jedwabno, das am Ufer des Flusses Omulef gegenüber von Schuttschen lag.
Dr. Ottmar Kohler erlebte die Geburt seines Sohnes, ebenfalls Ottmar, nicht mehr, der erst nach seinem Tod zur Welt kam. Auch er war als ein seinen Mitmenschen zugeneigter Mensch bekannt.
Text: Gemeinde Jedwabno